Arbeitssicherheit

19.03.2015 09:07 #1
trichter
1 Beiträge

Hallo zusammen,

wir haben uns aufgrund besonderer Anforderungen selbst eine Wasserstrahl-Schneidmaschine gebaut.

Die HD Komponenten sind von BHDT und die Verrohrung / Fittings von NovaSwiss.

Jetzt macht mir unsere SiFa Schwierigkeiten weil er befürchtet, dass bei einem Leitungsbruch der "Peitsche" das Rohr wie ein Druckluftschlauch durch die Luft wirbelt und jemanden verletzen könnte.

Von BHDT bekomme ich zwar die mündliche Aussage, dass da nicht passieren kann. Was schriftliches habe ich jedoch bisher von niemanden erhalten.

Hat von euch jemand Erfahrung was passiert, wenn eine HD Leitung platzt. Was passiert da? Wie oft kommt so was vor?

Jegliche Info kann hilfreich sein. Vielen Dank schon mal.

Gruß
Thomas Richter

19.03.2015 10:25 #2
stm_waterjet_group
Aus Eben im Pongau
11 Beiträge

Hallo Herr Richter,

erst einmal vorab, Maximator JET baut auch anwendungsbezogene Wasserstrahlschneidanlagen. Schade, dass wir nicht schon in Ihrer Planungsphase Kontakt miteinander hatten. Ich bin mir sicher, dass wir Ihre Anforderungen auch hätten lösen können.

Zum Thema Rohrplatzer:
Risse in Hochdruckrohren können auftreten, es ist aber nicht vorhersehbar. Ursachen können Unregelmäßigkeiten im Material sein, die sich langsam nach außen arbeiten und die pulsierende Druckbelastung, die wiederum vom Schneidprozess abhängt. Eine genaue Standzeit kann für Hochdruckrohre aus diesen Gründen nicht angegeben werden. Sie kann erfahrungsgemäß zwischen wenigen Monaten und mehreren Jahren liegen.
Risse in Hochdruckrohren treten nach unserer Erfahrung zu 99% in Längsrichtung (Fertigungsrichtung der Hochdruckrohre) auf. Der Riss stellt eine Vergrößerung des Auslass-Querschnittes neben der Düsenöffnung dar. Aufgrund dessen kann sich nicht mehr der erforderliche statische Druck (Staudruck) im Hochdrucksystem aufbauen, der ja bekanntermaßen in der Wasserdüse in kinetische Energie umgesetzt wird. Risse sind im Verhältnis zur sehr kleinen Düsenöffnung groß, sodass ein Druckabfall im Hochdrucksystem geschieht, der wiederum dazu führt, dass das Wasser mit relativ geringem Druck aus dem Riss sprüht. Das „Sprühen“ bezeichnet dann auch gleich den nicht definierten Wasseraustritt. Es handelt sich in keinem Fall um einen schneidfähigen Strahl mit relativ wenig Druck. Allerdings ist dieses sprühende Wasser meist warm bis heiß, da sich Wasser erwärmt, wenn es sich durch eine Öffnung presst.
Die langläufige Meinung, dass ein Hochdruckrohr abreisen und dann wild um sich schlagen kann, kommt wohl aus der Hydraulik. In der Hydraulik ist es allerdings so, dass wir wesentlich mehr Fördermenge im Verhältnis zum Druck haben. Diese Fördermenge führt zum „wild“ um sich schlagenden Hydraulikschlauch, wenn dieser abreist. Diesen Fall kann es bei einem Hochdrucksystem mit z.B. 4000 bar und 3.8 Liter/min Fördermenge nicht geben. Erstens reisen entsprechend gefertigte 4000 bar Hochdruckrohre nicht komplett ab, es sei denn sie werden von außen mechanisch abgerissen, und zweitens kann eine Hochdruckpumpe für das Wasserstrahlschneiden keine ausreichende Menge nachliefern, wenn ein Riss oder eine andere Öffnung (z.B. lockere Verschraubung) im Hochdrucksystem neben der kleinen Düsenöffnung entsteht. Gute Hochdruckpumpen, wie die von BHDT, die sie auch verwenden, schalten auch nach kurzer Zeit ab, wenn die Abnahmemenge überschritten wird.
Zum Schutz gegen eventuell austretendes Sprühwasser kann ich Ihnen einen Metallschutzschlauch empfehlen, der zwischen den Fittings auf das Rohr gezogen wird. Dieser kann in den meisten Fällen das direkte Sprühen aus einem Riss verhindern, ist aber nicht zwingend notwendig.
Wir verwenden an all unseren Wasserstrahlschneidanlagen Rohrbögen ohne weiteren Schutz.

Mit freundlichen Grüßen aus Schweinfurt
Sven Anders
Maximator JET GmbH
Waterjet Cutting Systems