Contourcut oder Truehole? Was denn nun?

09.10.2011 13:01 #1
3 Beiträge

Hallo,

Ich bin grad auf der Suche nach einer neuen Schneidanlage, bin mir aber nicht sicher welche Plasmaquelle. Hypertherm oder Kjellberg? Contourcut oder Truehole? Ich muss bis 30mm Baustahl schneiden - hin undwieder auch Edelstähle.

Ich kann mich nicht entscheiden und habe beide Systeme gesehen.

Wer kann mir helfen?

11.10.2011 15:16 #2
Gerhard Hoffmann - Schneidforum
Dipl.-Ing.
Aus Solingen
88 Beiträge

Ihre Frage ist berechtigt aber nicht so einfach zu beantworten.
Truehole-Technik basiert auf einem System von Komponeten, die Hypertherm anbietet, dazu zählt neben der HPR-Plasmaanlage, die CNC, die Software, die Höhenregelung, die Antriebe - und damit ein ganzer Baukasten an technischen Komponenten, die von Hypertherm geliefert werden.
Kjellberg löst die Aufgabe anders: Hier wird eine spezielle Gaseinstellung/-mischung sowie ein bestimmter Brenner verwendet und dann kann eine HiFocus-Anlage den Contourcut realisieren, dies ist in vielen Fällen sogar nachrüstbar.
Beide Systeme liefern beste Plasmaschneidtechnik und extrem gute Löcher - natürlich nicht im Sinne eines Lasers, aber das dürfte ja klar sein.
Bei uns im Schneidverband arbeiten zur Zeit die wenigsten mit dieser neuen Technik, einfach weil die bisherigen HPR- und HiFocus-Systeme bereits hohe Schnittqualität liefern, was viele Bedürfnisse erfüllt, daher kann ich Ihnen leider keine Erfahrungstipps geben.
Natürlich haben in den letzten beiden Jahre etliche Mitglieder neue Schneidanlagen gekauft, die dann auch die neuste Contourcut-Technik/Truehole beinhalteten.
Die Löcher sind einfach genauer. Beispiel mit bisheriger Technik: In 12mm Baustahl haben wir ein 17mm Durchgangsloch geschnitten (häufig im Stahlbau anzutreffen). Das Loch war unten 17mm (damit die Schraube durchpasste) und oben war es 17,8 - 18mm - also rund +-0,5mm breiter - besser ging es nicht. Mit der neuen Technik kann das besser aussehen.
Ich finde, das sicherste ist noch immer, es auszuprobieren. Wir haben in solch einem Fall immer mehrere anspruchsvolle Musterteile verlangt, die dann alle Leistungen und Grenzen aufzeigten. Neben dem Brenner geht nähmlich auch die Maschine mit ihrer Antriebstechnik mit in das Kalkül ein. Schauen Sie sich die Teile an und urteilen Sie nach dem, was man Ihnen zeigt und schriftlich zusichert. Übrigens: Einmal ein gutes Teil zu schneiden, genügt nicht. Lesen Sie sich unsere Richtlinie 10.05 durch,
http://www.schneidforum.de/zertifizierung-bewertung-richtlinie-1005-1001/richtlinie-1005-1001/pflichtenheft-1005.html
dass kann Ihnen bei der Investitionsfrage weiter helfen. Ich glaube, dass beide Systeme eine sehr hohe, bis ähnliche Schnittqualität liefern. Fragen Sie daher auch nach den Verschleißteilekosten und den Standzeiten.
Hoffe, dass Ihnen diese Antwort in der Praxis weiter hilft.

19.10.2011 20:13 #3
Gerhard Hoffmann - Schneidforum
3 Beiträge

Hallo,

Vielen Dank für die wirklich interessanten Informationen. Wie verhält es sich dann bei den Führungsmaschinen? Da erzählt mir (fast) jeder was anderes. Können die Hersteller auch das was sich im Prospekt der Plasmaquelle so toll liest? Ich habe ehrlich gesagt Angst eine Anlage zu kaufen und dann dazu stehen. Gibt es da einen Tipp auf was ich besonders achten sollte?

Ganz herzlichen Dank für eine Antwort.

Viele Grüsse.

24.10.2011 20:23 #4
Gerhard Hoffmann - Schneidforum
Dipl.-Ing.
Aus Solingen
88 Beiträge

Hallo brennschneider,

mit den Führungsmaschinen sprechen Sie in der Tat einen wichtigen Punkt an. Die beste Stromquelle und Brenner helfen nicht viel, wenn die Maschine deren Qualität nicht auf das Blech bringen kann oder dies nur für eine kurze Zeit liefert und z.B. nach der Garantie bereits deutliche Verschleißspuren aufweist.
Lesen Sie hierzu im Schneidforum Wissenswertes im neuen "Maschinenkompass". Neutral sind hier grundlegende Dinge über Maschinen beschrieben, die unsere Meinung und unsere Erfahrung widerspiegeln.
http://www.schneidforum.de/maschinenkompass.html und siehe auch die 20 Tipps bei Neukauf: http://www.schneidforum.de/maschinenkompass/tipps-fuer-neuanlagen.html

Ich kenne weder Ihre Anforderungen, noch Ihren Betrieb.
Sind Sie ein Vielschneider, dann werden Sie andere Parameter für wichtig erachten, als ein Gering- oder Normalschneider. Sind sie ein Lohnschneider oder schneiden Sie für den Eigenbedarf? Gibt es einen festen Bediener oder ständig Wechselnde? Sind Sie ein Schlossereibetrieb, ein Maschinenbauer, ein Stahlbauer oder eher ein kaufm. orientierter Stahlhandel? Besitzen Sie bereits eine Schneidanlage? Und weitere Kriterien!
Daraus ergibt sich ein Portfolio an Denkansätzen und Randbedingungen für Ihre Entscheidung. Daher ist es für uns unmöglich, Ihnen konkrete Tipps oder Hilfen zu geben.

Hier daher der Versuch, Ihnen ein paar allgemeine Gedanken als Orientierung zu nennen: Im Deutschen Schneidverband sind viele Schneidprofis organisiert, die ihre Anlagen stark auslasten (auch mehrschichtig) und sich täglich im Wettbewerb behaupten. Von ihren Erfahrungen kann man lernen.
Bei der Auswahl nach dem richtigen Werkzeug hilft es, sich das Prinzip der Luftfahrtindustrie zum Vorbild zu nehmen: Entscheidend für eine Investition ist nicht der Einkaufspreis, z.B. eines Passagier-Stuhls, sondern es sind seine GESAMT-Kosten nach Ablauf seiner Lebensdauer.

Für viele Unternehmen ist der Einkaufspreis einer Anlage nicht das letzte kaufentscheidende Argument, sondern die Wirtschaftlichkeit der Anlage über ihre Lebensdauer steht im Vordergrund. Die Wirtschaftlichkeit setzt sich aus vielen Komponenten zusammen: der Lebensdauer (bezogen auf die konstante Einhaltung der Schnittqualität), den Wartungskosten, den Nachbearbeitungskosten, Stillstandszeiten durch Einrüsten, Beschickung, Entnahme, Integration und Bedienbarkeit der Anlage, Anfälligkeit, Wiederverkaufswert und vielem mehr. Viele dieser Dinge stehen auch nicht im Prospekt, sondern werden erst später nach dem Kauf deutlich.

Der Einkaufspreis verteilt sich über die Abschreibungsdauer und die Auslastung der Anlage und macht bei Vielschneidern zum Teil weniger als 20% des Stundensatzes aus (muss individuell für jeden Betrieb ermittelt werden!). Einen weitaus größeren Kostenfaktor stellt hingegen der Bediener, die Betriebskosten der Anlage (Strom, Gase, Verschleißteile), Reparaturen sowie Wartung, Ausfälle etc. dar.

Das bedeutet, wenn eine noch so preiswerte Anlage alle zwei Jahre ein neues Schlauchpaket benötigt, alle drei Jahre eine neue CNC fällig wird, die Längsführungen nach zwei Jahren verschlissen sind, u.s.w. dann haben Sie extrem hohe Wartungskosten, die Ihren Stundensatz weit aus mehr beeinflussen, als die Abschreibungskosten der Investition. Unter Umständen gefährdet dies sogar Ihre Wettbewerbsfähigkeit. Berücksichtigen Sie diesen Hinweis, wenn Sie die gefürchteten Folgekosten reduzieren wollen.

Eine Anlage gefährdet die Produktion nur selten, wenn ihr Kaufpreis zu hoch war, doch immer, wenn sie nicht zuverlässig und preiswert produziert!!!

Prüfen Sie Ihre Angebote sorgfältig, ob der von Ihnen erforderliche Mindestanspruch an Qualität und damit verbundenen Folgekosten, sich auch bei dem Produkt widerspiegelt!
Definieren Sie Qualität und Service konkret für Ihr Unternehmen.
Qualität: Definieren Sie Störungen und lassen Sie sich die Wartungskosten der Folgejahre schriftlich geben.
Qualität: Handeln Sie eine Nachkaufzusicherung für bestimmte Ersatzteile für mehrere Jahre aus.
Qualität: Vereinbaren Sie eine Pönale bei Überschreitung des Inbetriebnahmetermins.
Qualität: Definieren Sie die Dokumentation. Ich habe schon viele mit CE bedruckte Anlagen gesehen. die keine verwendbaren Stromlaufpläne enthielten. Beispielsweise kalkuliert Siemens im Projekt- und Anlagengeschäft seine Dokumentation mit rund 5-10% des gesamten Anlagenwertes mit ein - dies verdeutlicht den hohen Stellenwert. Ohne revidierte Dokumentation sind Sie zu 100% vom Hersteller und seinen Preisen und Reaktionszeiten abhängig. Mit einer normgerechten Dokumentation kann Ihnen unter Umständen Ihr Elektriker im Notfall schnell weiterhelfen. Auch wenn die Maschine das CE-Kennzeichen besitzt, sagt dass nichts über die Doku-Qualität aus. Wir haben schon viele Schaltpläne gesehen, die gar keine waren und in der Not den Anwender im Stich ließen.

Eine weitere Hilfe mit Hinweisen über Qualitäts- und Service-Parameter, die für uns wichtig sind, finden Sie dabei in den Richtlinien 10.05 und 10.01, die wir zu einem Teil im Schneidforum veröffentlicht haben. Die vollständigen Richtlinien 10.05 und 10.01 können Sie bei uns erwerben oder kostenlos als Schneidforum-Mitglied downloaden.
Einen kurzen Auszug der Richtlinien können Sie hier nachlesen oder im Schneidseminar III erfahren:
http://www.schneidforum.de/zertifizierung-bewertung-richtlinie-1005-1001/richtlinie-1005-1001/pflichtenheft-1005.html


Ich hoffe, Ihnen damit geholfen zu haben und wünsche Ihnen bei der weiteren Entscheidung eine gute Hand.

Deutscher Schneidverband

28.10.2011 17:40 #5
Gerhard Hoffmann - Schneidforum
3 Beiträge

Hallo,

Sehr interessant was Sie mir geantwortet haben. Vielen Dank dafür!!!
Ich muss wirklich alles nochmal genau prüfen und werde Ihre Ratschläge mit einbeziehen.

Danke und schönes Wochenende.

24.11.2011 19:08 #6
i.lehmann
Aus Finsterwalde
4 Beiträge

Hallo Brennschneider,

Herr Hoffmann hat Ihnen nun schon viele wichtige Tipps gegeben. Dennoch möchte ich unsererseits noch ein paar Punkte ergänzen.

Die Contour Cut-Technologie wurde von Kjellberg Finsterwalde entwickelt um speziell den hohen Anforderungen an kleine Konturen in Baustahl gerecht zu werden. Diese Technologie ist ab sofort Standard in jedem HiFocus-System, kann bei bestehenden HiFocus-Anlagen auch nachgerüstet werden. Unter http://www.kjellberg.de/Plasmatechnik/Verfahren/Plasmaschneiden/Prinzip-und-Varianten/Contour-Cut.html oder auch http://www.kjellberg.de/Ueber-uns/Presse/Pressemitteilungen/Feine-Konturen-und-kleine-Loecher-mit-CONTOUR-CUT.html finden Sie weitere Informationen, Bilder und auch ein Video zu diesem Thema. Das Video ist sicherlich schon ein erster Eindruck für Sie. Gern schneiden wir Ihnen auch Ihr persönliches Muster, damit Sie sich von der hohen Qualität selbst überzeugen können. Wenn Sie möchten, können Sie auch live in Finsterwalde dabei sein. Sprechen Sie einfach unser Vertriebsteam an und wir richten für Sie einen Demonstrationstermin ein.

Das Vertriebsteam steht Ihnen auch für jede Frage zur Verfügung. Fragen Sie uns ruhig „Löcher in den Bauch“. Da es ohne nähere Informationen zu ihrem Betrieb und ihren Schneidaufgaben auch für mich schwierig ist, aus der Ferne die „perfekte“ Lösung vorzuschlagen, empfehle ich Ihnen sogar ein Gespräch mit meinen Kollegen. Gern kann dann auch anhand ihrer Daten ein Beispiel errechnet werden, was Sie ein Schnittmeter kosten würde.

Ihre Sorge, ob auch das erreicht werden kann, was in unseren Prospekten steht, kann ich Ihnen nehmen. Die Daten werden immer wieder aus den aktuellsten Konstruktions- und Schneiddaten als Auszug in die Prospekte übernommen. Denn sind wir mal ehrlich: Uns als Hersteller nützt es nichts, wenn unsere Kunden und Anwender feststellen, dass diese Daten nicht möglich sind. Für uns hat die Kundenzufriedenheit oberste Priorität! Denn wie auch in anderen Branchen gilt für uns: zufriedene Kunden empfehlen uns weiter. Deshalb steht Ihnen auch jederzeit ein Mitarbeiter aus dem Service zur Verfügung. Wir haben eine 24h-Hotline eingerichtet, falls Sie doch einmal ein Problem mit ihrer Anlage haben sollten, erreichen Sie uns und wir können Ihnen helfen.

Ansonsten kann ich Ihnen nur den gleichen Rat wie Herr Hoffmann ans Herz legen: Unsere Anlagen sind „nur“ das Werkzeug. Für beste Schnittergebnisse ist ein exaktes Führungssystem ebenso wichtig, wie beispielsweise eine moderne Höhensteuerung. In Finsterwalde stehen uns insgesamt acht verschiedene Führungssysteme von Partnern für Demonstrationen zur Verfügung. Kommen Sie doch einfach vorbei und bilden Sie sich ihre eigene Meinung!

Ich hoffe, ich konnte Ihnen, die eine oder andere Sorge nehmen und verbleibe

mit freundlichen Grüßen
Nicole Dönicke

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