Wie Blechlagerung umsetzen?

16.03.2016 11:46 #1
SchneidSKM
2 Beiträge

Hallo,

wir sind ein mittelständisches Unternehmen und lagern unsere Bleche bisher in vertikalen Regalen in der Halle. Sie nehmen aber deutlich zu viel Platz weg und es gibt keine Überischtlichkeit. Deshalb wollen wir eine grundlegende Veränderung vornehmen.

Wir bearbeiten typischerweise Material bis 6000x2000x150 mm auf unserer Plasmaschneidanlage. Da wir nur Sonderkonstruktionen herstellen und keine Serienware, kommt es häufig vor, dass pro aufgelegter Platte nur einstellige Teilezahlen ausgebrannt werden. Der Rüstaufwand ist deshalb enorm. Unser Ziel ist ein halbautomatisches Blechlagersystem, um die benötigten Platten in einem Anbau waagerecht in einem Schieberegalsystem zu lagern.

Das eigentliche Problem: Durch die vielen Plattenstärken, die wir verarbeiten, benötigen wir auch eine entsprechend große Anzahl an Plattenlagerplätzen. Hinzu kommt, dass wir Reststücke nicht übereinander lagern wollen, um sie nicht vor jedem Prozess umzusortieren. Das würde aber heißen, dass wir für jedes größere Reststück ein Schubfach brauchen bzw. immer zwei bis drei Stücke in ein Fach legen. Trotzdem hätte das Lager dann sicherlich 60 Plätze, was eigentlich zu viel ist.

Wie kann man das am besten umsetzen? Wie lagern andere Firmen Ihre Bleche, vor allem wenn diese nicht in einem Zug aufgebraucht werden? Wir brauchen dringend eine gute Idee!

MfG Jonathan Spengler

31.03.2016 11:25 #2
Gerhard Hoffmann - Schneidforum
Dipl.-Ing.
Aus Solingen
87 Beiträge

Hallo Spengler,

vertikale Regale haben genau diesen Nachteil, aber wieso nehmen die viel Platz weg?
Lagert man die Ware horizontal, kostet das auch nicht wenig Platz. Einen Platzgewinn erhält man nur wenn man die Teile/Bleche brutal aufeinander stapelt, dabei bekommt man aber das Problem, wenn man das unterste Blech braucht - dann kostet es viel Zeit umzuschichten. Wenn die Chargennummer aber egal ist und man die Bleche einfach von oben weg nehmen kann, dann ist die horizontale Lagerung sicher eine gute Lösung.

Um die Anzahl der Lagerplätze kommt man nicht herum - in den sauren Apfel müsst ihr schon beissen. Man kann aber einen Kompromiss fahren, z.B. die Blechgüten, die nur sehr selten vorkommen, lagert man wild, bzw. wie bisher. Und nur die häufig vorkommenden 80% legt man in Lagerkassetten ab. Vielleicht reduziert dies die Kassettenanzahl ein wenig.

Und hier noch einige Ideen für Euch, da ich Euren Betrieb aber nicht kenne, weiß ich auch nicht, ob was passendes für Euch dabei ist - daher nehmt es mal als Ideen-Blumenstrauß:

1. Um die Rüstzeit zu reduzieren, vor allem wenn eine Blechtafel drei oder fünf mal aufgelegt werden muss, eignet sich, je nachdem wie groß Ihre Halle ist, auch ein Stapler, hier habe ich erstaunliches von Staplern gehört, die in alle Richtungen fahren können und damit sehr beweglich sind. Das spart Zeit.
2. Außerdem ist es sinnvoll, dann auch die Maschine bzw. den Brenntisch darauf auszulegen. Der Brenntisch sollte dann zum Staplerbetrieb passen, d.h. heran fahren bis an den Tischrand sollte möglich sein.
3. Wenn man richtig viel Durchsatz hat, ist ein in den Boden versenkter Brenntisch eine starke Automatisierungsmöglichkeit, dabei muss aber auch die Maschine mitspielen, versenkte Führungen mit Panzerabdeckungen etc. sind das Mindeste.
4. Ein Säulenschenkkran wird auch gerne genommen, um die kurzen Distanzen an der Maschine zu überbrücken - doch nicht in jedem Fall eignet sich der Schwenkkran - kommt eben auf die Teile an.
5. Sicher benutzten Sie bereits Magnettraversen, am besten noch schwenkbar. Damit können zumindest im Schwarzbereich Rüstzeiten reduziert werden. Bei Edelstahl kommen Vakuumsauger zum Einsatz.

Noch mehr Ideen können Sie sich eventuell hier abholen:

http://www.schneidforum.de/marktplatz/lieferanten-suche/schnellzugriff/logistik-kran-lager-handling

Klicken Sie die gewünschten Unternehmen an "Zur Sammelanfrage hinzufügen", sie erhalten dann rechts oben einen Button "weiter zur Sammelanfrage". Darauf klicken und Ihre Anfrage an die gewünschten Unternehmen senden, Sie erhalten dann postwendend die Antworten. Das geht schnell und spart Arbeit.

Ich hoffe, es war etwas Anregendes für Sie dabei.


Viele Grüße,

Gerhard Hoffmann
Schneidforum

04.04.2016 14:14 #3
JOTES
Aus Siegen
9 Beiträge

Hallo Herr Spengler,

nach vielen Jahren Blechverarbeitung mit ständig ca. 3000 (Rest-)Blechen auf Lager, von Durchm. 500 mm bis Tafeln 6000 x 3000 mm bzw. 1 mm bis 150 mm dick, bin ich nach wie vor ein Fan der stehenden Lagerung von Blechen. Zumindest was den überwiegenden Teil der Bleche angeht.

Ich kann mir kaum eine bessere Übersichtlichkeit, als auch ein schnelleres Handling vorstellen. Um dies zu erreichen, sollten unter anderem folgende Punkte bedacht werden:

1. Eine sinnvolle und effektive Ständerkonstruktion, die BG-gerecht ist und ein schnelles Handling möglich macht,
2. eine leistungsfähige (Rest-)Blecherfassung und -Verwaltung, und
3. eine Planung und Umsetzung, wann welches Blech wo gebraucht wird.

Dazu pfiffige Lagermitarbeiter und simple Transportsysteme zur Maschine und zurück, es kann aus meiner Erfahrung nicht schneller gehen.

Schubladenregale benötigen (wenn überhaupt) kaum weniger Platz, haben aber aus meiner Sicht einen erheblichen Nachteil hinsichtlich der Geschwindigkeit der Ein- oder Auslagerung.
Will man die Schublade erst aus dem Regal bis kurz über den Hallenboden fahren, ist ein evtl. zeitlicher Vorteil nicht mehr gegeben.

Will man die Schublade nicht bis unten hin fahren, wird man mit Magneten oder Saugern den Schwerpunkt der „Restkontur“ nicht leicht erwischen.

Waagerechte Lagerung lohnt sich aus meiner Sicht nur, wenn immer die gleiche Blechkontur, bzw. definierte Blechgröße in ein und der selben Schublade am exakt gleichen Platz liegt.
Oder z.B. bei Laseranlagen mit automatischer Be- und Entladung, wenn ganze Blechstapel runtergearbeitet werden.

Was die Stückzahl „1“ angeht, sehe ich dort eine Zukunft für den Bearbeiter, der damit spielend umgehen kann. Es wird nämlich zukünftig immer mehr werden, also mehr Stückzahl „1“. D.h. nicht nur das Regalsystem, sondern das ganze Unternehmen muss für diese Dynamikentwicklung robust aufgestellt sein. Es muss alles ineinander greifen und trotzdem flexibler werden.

Dies alles war jetzt nur sehr theoretisch, da ich Ihren Betrieb hinsichtlich Größe, Personal, Betriebsmittel, Maschinen, Blechgüten, Resten usw. nicht kenne.

Aber vielleicht ist ein Impuls dabei. Sonst melden Sie sich einfach mal bei mir und wir tauschen uns mit mehr Detailkenntnissen persönlich aus.

Ansonsten wünsche ich eine weise Entscheidung

Johannes Steinbrück




14.04.2016 08:13 #4
SchneidSKM
2 Beiträge

Hallo Herr Steinbrück,

Danke für Ihre Anstöße. Ich möchte noch einmal darauf eingehen.

Es stimmt, dass eine waagerechte Lagerung eigentlich den selben Platz benötigt. In den vorhandenen Anbau könnte man waagerecht oder senkrecht lagern, das nimmt sich dann nichts.

Das größte Problem ist bei der vertikalen Lagerung, dass sich das Gerippe, was von der Resttafel übrig bleibt, sehr schnell unter der Eigenmasse verbiegt. Man könnte natürlich immer einen separaten Schnitt durchführen. Das Kostet aber wieder Zeit und ich muss jedes Mal den Schrott entsorgen, statt nur einmal am Ende.
Außerdem werden die Platten immer liegend geliefert. Es ist also nötig, die Platten für jeden Ein- und Auslagerprozess zu drehen, und das mit dem Hallenkran. Hier fehlt mir einfach die Sicherheit. Und gerade weil die Platten liegend geliefert und verarbeitet werden, ist die senkrechte Lagerung eigentlich ein Schlüsselloch.

Wir sind sehr oft von der Stückzahl "1" betroffen. Damit können wir umgehen, aber, wie schon gesagt, entstehen zu viele Rüstzeiten, die wir durch eine neue Lagerung senken wollen. Und gerade die langfristige Planung ist nicht möglich. Mit sehr viel Mühe und Strukturänderungen, die auch angestrebt werden, können wir wahrscheinlich 2-3 Tage Vorlauf erzeugen, mehr nicht. Auch daher sehe ich den Zeitaufwand als Ausschlag gebend.

Die angesprochenen Schwenkkräne, Stapler und Versenkungen sind definitiv nicht umsetzbar.

Noch haben wir keine Entscheidung getroffen, da die Meinungen im Unternehmen stark auseinander gehen. Aber demnächst gibt es eine weitere Runde, um einen Schritt voran zu kommen.

MfG Jonathan Spengler

19.04.2016 16:35 #5
JOTES
Aus Siegen
9 Beiträge

Hallo Herr Spengler,

dass sich das Gerippe, was von der Resttafel übrig bleibt, sehr schnell unter der Eigenmasse verbiegt, das gilt aus meiner Sicht sowohl für die vertikale, als auch horizontale Lagerung, bzw. für den Transport von und zur Maschine. Aber das ist dickenabhängig. Ein 5 mm Blech wird sich gerne verbiegen, bei 50 mm wird es recht stabil bleiben. Dann ist auch die Frage, womit Sie das Blech bewegen? Mit Magnet, Sauger, Klemme, S-Haken mit Sicherungsklappe usw. Dickes Material verzieht sich z.B. mit der Klemme kaum oder gar nicht. Und selbst bei dünnem Material, also so um die 10 mm dick, ist da nicht viel zu befürchten.

Die Wirtschaftlichkeit der zusätzlichen Schneidezeit zum Schrottschneiden hängt ebenfalls von vielen Faktoren ab, also von der Dicke des Materials, der Anzahl der Schnitte und dem Trennverfahren. Bei Plasmaschneiden halte ich das Schrottschneiden z.B. von 50 mm dick für nicht unbedingt unwirtschaftlich. Vor allem, wenn man bedenkt, dass dann kleinere und handlichere Reste durch die Halle bewegt und eingelagert werden.
Hinzu kommt, dass einige Schachtelprogramme den Schrottschnitt mit programmieren können.

Platten bei jedem Ein- und Auslagerprozess zu drehen halte ich für völlig unkritisch. D.h. sie müssen gar nicht wirklich gedreht werden. Ich packe mit einer Blechklemme an das Blech, hebe es hoch und schon ist es von horizontal in vertikal. Dann fahre ich es in den Ständer – fertig. Umgekehrt genauso.
Sollte Ihnen das Vertrauen in Blechklemmen fehlen, dafür gibt es keinen Grund. Man muss sich daran gewöhnen, dass so eine kleine Klemme ein schweres Blech packt, aber sie tut es, verlässlich, immer. Ich halte eine Blechklemme sogar für den sichersten Transport.

Auf die anderen Punkte möchte ich nicht weiter eingehen, dafür kenne ich Ihre Vor-Ort-Verhältnisse nicht und ich möchte ein komplexes Problem nicht durch Unkenntnis vereinfachen.

Wenn Sie aber trotzdem Lust haben die Situation noch etwas detaillierter zu erörtern, dann stehe ich Ihnen gerne persönlich zur Verfügung. Lassen Sie sich doch einfach von Herrn Hoffmann meine eMail-Adresse geben.

Ansonsten, egal wie Sie es machen, den Stein des Weisen gibt es auch hier nicht ;-)

Johannes Steinbrück

10.08.2016 12:14 #6
JOTES
Aus Siegen
9 Beiträge

Hallo Herr Spengler,

mich würde mal interessieren, wie es ausgegangen ist. Und welche Gründe gab es für welche Entscheidung.

Ich weiß, das dieses Problem sehr komplex ist und das es "DIE" Lösung nicht gibt, aber spannend finde ich Ihr Ergebnis auf jeden Fall.

Vielen Dank und einen schönen Sommer noch!

Johannes Steinbrück

johannes.steinbrueck@jotes.de
www.jotes.de