Jetzt das Handlungskonzept Stahl umsetzen!

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Von: Wirtschaftsvereinigung Stahl
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Bild: Stahl-Zentrum

Angesichts der aktuellen Diskussion um die Anhebung der EU-Klimaziele zeigt sich einmal mehr: Auf dem Weg zur klimaneutralen Wirtschaft kommt der Stahlindustrie eine Schlüsselrolle zu. Da ein gewichtiger Teil der industriellen CO2-Emissionen bei der Stahlerzeugung über die Hochofen-Konverter-Route (integrierte Route) entsteht, lässt sich mit der zügigen Umstellung auf klimafreundliche, wasserstoffbasierte Technologien eine enorme Hebelwirkung erzielen. Ein Effekt, der sich durch die exponierte Stellung der Stahlindustrie am Anfang internationaler Wertschöpfungsketten noch verstärkt. Denn auch in den nachfolgenden industriellen Verarbeitungsstufen trägt klimaneutraler Stahl dazu bei, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Mit anderen Worten: Eine emissionsfreie Stahlherstellung ist essenziell, um die europäischen Klimaziele zu erreichen und den Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaschutzabkommen gerecht zu werden. Mit der bereits heute verfügbaren Elektrostahlproduktion auf Schrottbasis steht zudem ein weiterer wichtiger Baustein für eine weitestgehende CO2-Reduzierung in der Branche zur Verfügung, da das Produktportfolio und die Menge an Stahlschrott jedoch begrenzt sind, muss der überwiegende Teil der CO2-Reduktion durch eine Verfahrensumstellung bei der integrierten Route erfolgen.

Die gute Nachricht lautet: Die technologischen Voraussetzungen für eine solche Umstellung sind weitestgehend vorhanden. Nun gilt es, entsprechende Zukunftsprojekte in die Tat umzusetzen. Allerdings sind CO2-arme Verfahren der Stahlerzeugung deutlich teurer und können daher im internationalen Wettbewerb nicht wirtschaftlich betrieben werden. Deshalb macht sich die Wirtschaftsvereinigung Stahl auf politischer Ebene für fördernde und regulatorische Rahmenbedingungen stark, die eine grüne Stahlproduktion in Deutschland und anderen EU-Staaten unterstützen. Und dies möglichst schnell: Berücksichtigt man die Investitionszyklen der Stahlindustrie, müssen Anlagen zur klimaneutralen Stahlerzeugung heute geplant und morgen gebaut werden. Andernfalls fehlt der europäischen Wirtschaft einer der wichtigsten Werkstoffe, um grüne Autos, Gebäude, Windräder und Infrastrukturen zu realisieren.

Das Handlungskonzept Stahl, das im Juli 2020 von der Bundesregierung beschlossen wurde, ist ein erster wichtiger Schritt, um die Rahmenbedingungen für die erforderlichen Investitionen auf den Weg zu bringen. Es konkretisiert, welche klima-, industrie- und handelspolitischen Maßnahmen jetzt erforderlich sind, um die politisch angestrebte Klimaneutralität mithilfe der Stahlindustrie zu erreichen.

Im Fokus der Aktivitäten stehen die drei Themenfelder Handelspolitik, wettbewerbliche Rahmenbedingungen und Klimapolitik. Kernforderungen der Wirtschaftsvereinigung Stahl sind hier unter anderem die konsequente Durchsetzung eines effektiven Handelsschutzes, ein wirksamer Schutz vor dem Abwandern der Industrieproduktion in Regionen der Welt mit einer weniger restriktiven Klimapolitik (Carbon Leakage), Instrumente, um die Transformation in Richtung Klimaneutralität abzusichern, sowie der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft und die Förderung der industriellen Wasserstoffnutzung, um den immensen Bedarf der Stahlindustrie zu decken.


#nichtkönntemuss: Klimaschutz honorieren
Deutschland bringt beste Voraussetzungen mit, um seine Stahlindustrie im Sinne der EU-Klimaziele erfolgreich zu transformieren. Die benötigten Technologien für eine CO2-arme Stahlproduktion sind weitestgehend verfügbar und erste Pilotprojekte erfolgreich gestartet. Die Politik hat nun die große Chance, diesen Umbauprozess dynamisch mitzuentwickeln und voranzutreiben. Denn zu den rein technologischen Herausforderungen kommen weitere Aufgaben, die gelöst werden müssen, um die angestrebte Klimaneutralität zu erreichen. Dazu zählt auch eine Nachfrage für grünen Stahl zu schaffen. Diese Mammutaufgabe können Industrie und Politik nur gemeinsam schultern. Das gilt auch, wenn es um die Kosten geht, die beim Umbau der klassischen Verfahren der Stahlerzeugung entstehen. Industrie und Politik müssen künftig gemeinsam sicherstellen, dass die notwendigen Investitionen getätigt und die Anlagen trotz höherer Kosten wirtschaftlich betrieben werden können. Politik ist zudem gefordert, darauf zu achten, dass in Folge verschärfter Klimaziele keine weiteren Belastungen für die Stahlindustrie entstehen. Nur so kann verhindert werden, dass Emissionen und Wertschöpfung in Drittländer verlagert werden (Carbon Leakage).

#nichtkönntemuss: Faire Wettbewerbsbedingungen sichern

Fünf Kernmaßnahmen für eine Industriepolitik im Einklang mit unseren gesellschaftlichen Klimazielen:

  • Zuteilung von kostenfreien Zertifikaten im europäischen Emissionshandelssystem (EU ETS) fortführen, um direkte CO2-Kosten zu reduzieren
  • CO2-bedingte Strompreissteigerungen für Industrieanlagen kompensieren
  • CO2-Grenzausgleich prüfen, sollten die genannten Instrumente nicht als Schutz vor Carbon Leakage ausreichen
  • „Carbon Contracts for Difference“ implementieren, um die Einführung CO2-armer Verfahren zu fördern.
  • Durch Entlastungen bei Umlagen und Abgaben die Energie- und Strompreise auf nationaler Ebene wettbewerbsfähig halten


Die Wirtschaftsvereinigung Stahl (WV Stahl) vertritt die politischen Interessen der stahlproduzierenden Unternehmen in Deutschland mit ihren rund 85.000 Mitarbeitenden gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Weitere Informationen finden Sie unter: www.stahl-online.de.

Wirtschaftsvereinigung Stahl
Marvin Bender
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Telefon: +49 (0) 2 11-67 07-116
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