Kapitel 4: Aspekte bei der Investitionsentscheidung
Fragen bei der Investitionsentscheidung in eine Entgratungsanlage:
- Einseitige- oder beidseitige Bearbeitung
- Gleichmäßigkeit der Verrundung
- Intensität der Verrundung
- Minimale und maximale Werkstückdimensionen
- Transporttisch- oder Aggregatverstellung
Erklärungen:
1. Frage: Einseitige- oder beidseitige Bearbeitung
Die erste Frage, die sich dem Anwender dabei stellt ist, möchte er einseitig oder beidseitig in einem Durchgang entgraten?
Beidseitig bedeutet, dass das Werkstück nicht zweimal angefasst werden muss, es wird nur einmal auf einen Rollengang gelegt und das Werkstück kommt am Ende fertig bearbeitet aus der Entgratungsmaschine heraus.
Bei der einseitigen Bearbeitung laufen die Werkstücke auf einem Transportband. Die Werkstücke werden von oben durch die Aggregate bearbeitet. Die Mindestteilegrößen ergeben sich aus der Haftreibung sowie eventueller zusätzlicher Spanneinrichtungen wie Vakuum oder Magnet.
Vorteil der einseitigen Entgratungsanlagen: man auch kleine Werkstücke durch die Maschine laufen lassen.
Bei der beidseitigen Bearbeitung laufen die Werkstücke nicht über ein Transportband sondern über Transportrollen, damit man von unten angreifen an. Der Abstand (Teilung) der Rollen in Verbindung mit deren Durchmesser ergibt die Mindestteilelänge der Werkstücke. Bei den meisten Maschinen am Markt beträgt diese 150 mm, bei einigen bis 350 mm.
Alle Werkstücke die kürzer sind, können dann nicht bearbeitet werden oder müssen in eine spezielle Vorrichtung gelegt werden, was den Aufwand deutlich erhöht.
Sind meine Teile aber überwiegend länger als das Mindestmaß von hier beispielsweise 150mm, erhalte ich den großen Vorteil den Aufwand für die Entgratung deutlich zu reduzieren.
Frage 2: Gleichmäßigkeit der Verrundung
Es gibt Maschinen, die an Längs- und Querkanten unterschiedlich stark angreifen, da die Aggregate eine fest vorgegebene Bewegungsrichtung relativ zu den Werkstückkanten aufweisen.
Solange die „schwächere“ Verrundung (an den Kanten die quer zur Vorschubrichtung laufen) noch ausreichend stark ist (z.B. Anforderung R=0,2 mm) stellt dies keinen Nachteil dar, dafür bietet die beidseitige Bearbeitung eine 50% Zeiteinsparung gegenüber der Einseitigen.
Lasse ich ein Werkstück absolut rechtwinklig durchlaufen, werden die Längskanten stärker verrundet als die Querkanten. Daher empfehlen viele Hersteller die Teile diagonal durch die Maschine laufen zu lassen, was allerdings bei Ronden nicht weiterhilft.
Frage 3: Intensität der Verrundung
Benötige ich aber eine gleichmäßige Verrundung müssen die Werkzeuge aus allen Richtungen an den Werkstückkanten angreifen können. Doch bei diesen Systemen können die Werkzeuge nicht gleichzeitig von unten angreifen, sonst wären die Werkstückmindestlängen größer als 350 mm.
Frage 4: Minimale und maximale Werkstückdimensionen
Bezüglich der maximalen Werkstückdicken zielen viele Hersteller auf Feinblech ab. Soll sehr dickes Material bearbeitet werden (> 100 mm) scheiden einige Hersteller aus!
Auch auf die Breite der Maschine muss geachtet werden, damit alle gewünschten Werkstücke bearbeitet werden können.
Frage 5: Transporttisch- oder Aggregatverstellung
Einige Hersteller bieten Maschinen mit Tischverstellung an, der Transporttisch wird dabei in seiner Höhe verfahren.
Dies lässt sich bei Dickblech dann nur mit teurer Zu- und Abführtechnik verbinden, daher auf eine Aggregat-Verstellung mit konstanter Arbeitshöhe achten.
Im Feinblechbereich, wenn man nur 1 oder 2 mm dünnes Material bearbeitet, stört die Tischverstellung nicht. Aber im Dickblechbereich, wenn Teiledicken von 50 - 80 mm bearbeitet werden sollen, wäre eine Veränderung des Tischniveaus sehr störend, da die Zu- und Abführtechnik immer auf demselben Niveau verbleibt. Ergo muss die Maschine eine Aggregat-Verstellung besitzen, damit der Materialfluss immer die gleiche Höhe hat.
Kontakt Autor:
Verantwortlich für diesen Beitrag am Deutschen Schneidkongress® 2018:
Dipl. Inform., Dipl. Wirtsch.-Ing. Markus Lindörfer, LIMA Ventures GmbH, Heidelberg
Bei weiteren Fragen, wenden Sie sich bitte direkt an den Autor Markus Lindörfer.
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