Wieviel Verrundung braucht die Blechkante?

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Verrundetes Laserteil
Bild: ARKU Maschinenbau GmbH

Blechkanten nur zu entgraten reicht heute oft nicht mehr aus. Viele Zeichnungen enthalten Angaben, dass die Kanten verrundet werden müssen. Doch wieviel Verrundung muss wirklich sein?

Die Antwort hängt davon ab, welchen Zweck die Verrundung erfüllen soll. Klar ist: als Lohnzulieferer muss man sich an die Zeichnungsvorgaben halten. In der Regel sind diese nicht oder nur schwer verhandelbar. Einmal in der Fertigungszeichnung vermerkt, hat die Vorgabe an die Verrundung erheblichen Einfluss auf die Kosten des Bauteils. Daher ist es von großer Bedeutung – ob an die eigene Fertigung oder den Lohnbetrieb gerichtet – die Wahl der Verrundung mit Augenmaß vorzunehmen. So wenig wie möglich und so viel wie nötig.

So wenig wie möglich und so viel wie nötig
Geht es um die Schonung von Abkantwerkzeugen, Biege- oder Richtwalzen, so reicht bereits die Gratfreiheit aus. Bevor Bleche gekantet oder gerichtet werden, sollten diese gratfrei sein. Eine Verrundung ist jedoch nicht erforderlich, da die Richtwalzen nur von hochstehendem Grat beschädigt bzw. verschlissen werden können. Ebenso reicht die Gratfreiheit bei Teilen aus, die später zerspant werden. Dreh- und Fräswerkzeuge können von den Graten beschädigt werden, wenn Sie dagegen stoßen.

Wenn es darum geht, Schnittverletzungen auszuschließen, so reicht erfahrungsgemäß bereits 1/10 mm Abtrag an der Kante. Auch ein Laborhandschuh, ein Pneumatikschlauch oder ein Kabel, das mit einer Kante in Berührung kommt ober über diese gezogen wird, sollte bereits bei einer sehr geringen Verrundung im Bereich von 1/10 mm nicht mehr beschädigt werden.

Es wird deutlich komplexer, wenn es um die Vorbereitung einer Beschichtung geht. Die Einflussfaktoren sind vielschichtig. Angefangen bei der Art der Beschichtung (KTL, Pulver, Nasslack) über die Art und Qualität des Lackmaterials, weiter zu den Anlagenparametern wie Vorbehandlung, Trocknungszeit oder Einbrenntemperatur bis hin zum späteren Einsatzort des Produktes. Diese Einflussfaktoren sind zusammen mit dem Kantenradius mitentscheidend, wie lange der Korrosionsschutz hält.

Letztlich müssen hier Versuche unternommen werden, um zu prüfen, welche Verlängerung des Korrosionsschutzes durch eine bestimmte Verrundung erzielt werden kann. Bei diesen Versuchen müssen dann alle anderen Einflussfaktoren unverändert bleiben.

Zuverlässig beschichten ab einer Verrundung von 0,5 mm
Bei der Prüfung des Korrosionsschutz kommt hier in der Regel die „Neutrale Salzsprühnebelprüfung NSS gem. DIN EN ISO 9227:2017“ als Verfahren zum Einsatz. Betrachtet wird (häufig in einer Gegenüberstellung mehrerer Proben) dabei der Verlauf der Korrosion über die Zeit. Zusätzlich können Querschliffe angefertigt werden, um sichtbar zu machen, wie sehr sich die Stärke der Beschichtung ändert um (ggf. nachträglich) die Verrundung der Probe zu messen. Anhand dieser Proben ist ebenfalls gut erkennbar, dass die Form des Radius einen Einfluss auf die Schichtstärke hat. Bei unsymmetrischer Verrundung nimmt die Schichtstärke an der Stelle mit der stärksten Krümmung ab. Es darf also angenommen werden, dass ein gleichmäßiger Radius die ideale Form der Kantenverrundung darstellt.

Aus diesen Erkenntnissen wurden Normen abgeleitet (z.B. für den Stahlbau oder Offshore), welche für bestimmte Bauteile Radien an den Blechkanten von 2,0 mm und mehr fordern. Dennoch geht aus zahlreichen Praxisanwendungen hervor, dass bereits ab einer Verrundung von 0,5 mm am Blech oft schon eine gute Lackhaftung erreicht wird. Da die Abtragleistung und damit die Werkzeugkosten überproportional mit zunehmendem Kantenradius steigen, gilt es für den Anwender das richtige Maß für eine zuverlässige und zugleich wirtschaftliche Verrundung zu finden. Nämlich: so wenig wie möglich und so viel wie nötig.

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